Die Inviolabilität der Klientenwürde in der psychologischen Beratung

Ein Kernpostulat professioneller Ethik

 

 

 

 

 

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Im Zentrum der psychologischen Beratung außerhalb der heilkundlichen Praxis steht unverrückbar die Würde des Individuums. Als fundamentales Prinzip bildet sie das ethische Fundament, auf welchem die Interaktion zwischen Beratern und ihren Klienten fußt. Um die essenzielle Bedeutung dieses Grundsatzes zu unterstreichen, möchten wir als Verband Psychologischer Berater die Inviolabilität der Klientenwürde herausstellen und ihre Implikationen für eine zeitgemäße, ethisch fundierte Beratungspraxis beleuchten.

Die Quintessenz der Klientenwürde

Die Würde des Klienten zu wahren bedeutet, seine Autonomie, seine Entscheidungsfreiheit und sein Selbstbestimmungsrecht als unantastbare Maximen zu respektieren. Diese Anerkennung der Individualität und Unversehrtheit des Ratsuchenden erfordert ein hohes Maß an Empathie, Respekt und ethischem Bewusstsein seitens des Beraters.

Das Primat der Autonomie

Ein fundamentalaspekt der Klientenwürde ist die Respektierung der autonomen Entscheidungsfindung. Psychologische Berater müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass jede Intervention, jeder Rat und jede beraterische  Empfehlung die Selbstbestimmung des Klienten stärken und nicht unterminieren soll. Die Förderung von Autonomie impliziert eine Beratungspraxis, die den Klienten als Kapitän seines eigenen Lebensschiffes sieht, unterstützt von einem Berater als Navigator, nicht als Steuermann.

Die Kongruenz von Empathie und Professionalität

Die Anerkennung der Klientenwürde bedingt eine empathische Grundhaltung, die jedoch stets von professioneller Distanziertheit gerahmt sein muss. Diese Balance zu halten, erfordert nicht nur psychologische Expertise, sondern auch eine reflexive Auseinandersetzung mit den eigenen beruflichen Grenzen und den dynamischen Grenzen der Berater-Klient-Beziehung.

Die Normativität ethischer Richtlinien

Zur Gewährleistung der Klientenwürde müssen psychologische Berater eine Reihe von ethischen Richtlinien beherzigen, die sowohl deontologische als auch teleologische Ethikprinzipien umfassen. Deontologisch, weil bestimmte Handlungen unabhängig von ihren Konsequenzen als richtig oder falsch betrachtet werden (z.B. die absolute Vertraulichkeit) und teleologisch, weil das Ziel der Handlung – das Wohl des Klienten – als oberstes Kriterium dient.

Kritische Reflexion als berufliche Obligation

Die fortwährende, selbstkritische Reflexion der eigenen Arbeit und der Effekte, die diese auf die Würde des Klienten hat, ist eine fundamentale Obligation jedes psychologischen Beraters. Supervision und kollegiale Beratung dienen als wichtige Instrumente, um diese Reflexion zu fördern und sicherzustellen, dass die Würde des Klienten in jeder Beratungssituation gewahrt bleibt.